Der kontaktlose Materialauftrag von Schmierstoffen erfüllt alle Bedingungen für anspruchsvolle, automatisierte Produktionsprozesse und ist mittlerweile in vielen Branchen Standard. Wir stellen vor, welche Möglichkeiten es gibt und was bei der Konzeption des Dosiersystems beachtet werden sollte.
Mit einem Punktauftrag oder einem kontinuierlichen Auftrag in Raupenform sind heute schnell die Grenzen erreicht. Häufig müssen die Schmierstoffe an schwer erreichbaren Stellen aufgetragen werden. Dies gilt beispielsweise für die Automobilindustrie, wenn Fett auf Bauteile aufgebracht werden muss, nachdem diese zusammengebaut wurden, aber auch für andere Branchen wie die Möbel oder Haushaltsgeräteindustrie. Hier kommt häufig nur eine kontaktlose Befettung in Form eines Schuss- oder Sprühauftrags in Frage.
Der kontaktlose Materialauftrag überzeugt mit vielen Vorteilen: Präzision, Schnelligkeit, Reproduzierbarkeit, Prozesssicherheit und Dokumentation. Beim kontaktlosen Materialauftrag wird der Schmierstoff aus einem bestimmten Abstand zum Bauteil auf dieses aufgetragen. Unabhängig von der Positionierung des Ventils auf der Achse können beispielsweise mit einem Schuss- oder High-Speed-Ventil Schüsse mit einer 100-prozentigen Genauigkeit gesetzt werden, auch aus Entfernungen von bis zu 120 Millimetern. Das Schussventil kann innerhalb einer Sekunde bis zu 200 Schaltzyklen bei geringsten Materialmengen ausführen. Beide Ventile tragen das Material als Punkt auf, die Applikation erfolgt in Längsrichtung der Düse. Beim Schussventil kann die Schussrichtung je nach Verlängerung variiert werden. Die Punkte können einzeln oder auch überlappend als Raupe gesetzt werden. Der Auftrag bleibt kontaktlos im Vergleich zu einem Punktauftrag mit einem Nadeldosierventil, bei dem Schmierstoff vorübergehend die Lücke zwischen Dosierventil und Bauteil überbrückt. Für das kontaktlose, vollflächige Auftragen von Fett und Öl eignen sich Sprühventile optimal. Sie können sowohl einen intermittierenden als auch einen kontinuierlichen Materialauftrag ausführen. Auch hier kann die Schussrichtung je nach Verlängerung variieren.
Hohe Flexibilität
Die kontaktlose Befettung ist immer dann eine Lösung, wenn der Einsatzort des Ventils nicht frei zugänglich ist. Denn dank verschiedenster Verlängerungen, Aufsätze und Düsen bieten alle Ventile eine hohe Flexibilität. Es können problemlos verschiedene Distanzen, Schusswinkel und Sprühbilder sowie komplexe Geometrien abgedeckt werden. Die kontaktlose Befettung bietet Lösungen, wenn das betreffende Bauteil nicht vor dem Zusammenbau anderer Teile gefettet werden kann, die später den Zugang zur Applikationsstelle verhindern oder wenn ein langer Eintauchweg überbrückt werden muss. Mit dem Schussventil lässt sich beispielsweise auf zwei Seiten gleichzeitig Fett applizieren und mit dem Sprühventil kann eine 360°-Applikation durchgeführt werden.
Sprühventil: Sprühkegel und -richtungen
Hohe Wirtschaftlichkeit
Ob sich eine kontaktlose Befettung eignet und Vorteile gegenüber dem Materialauftrag mit einem Dosierventil mitbringt, sollte immer für den jeweiligen Anwendungsfall geprüft werden. Sowohl die kontaktlose Applikation mit Auslassventilen als auch Dosierventile ermöglichen eine exakte Dosierung und einen sauberen Materialauftrag. Eine wichtige Rolle bei der Auswahl spielt die Beschaffenheit des Materials selbst. Es sollte daher immer die optimale Kombination von Material und Ventil gewählt werden. Der wesentliche Vorteil der kontaktlosen Befettung liegt in der höheren Frequenz und Geschwindigkeit der Dosierung. Vor allem in der Serienfertigung können wenige Sekunden in der Summe bereits entscheidend sein und zu mehr Effizienz und einer höheren Wirtschaftlichkeit führen. Optional können die Ventile für eine optimale Qualitätssicherung und Dokumentation mit verschiedenen Messgeräten ergänzt werden, etwa einer Lichtschranke für die Schussdetektion, einer Zahnrad-Durchflussmesszelle, einer Hubabtastung oder einem Drucksensor. So ist auch bei kurzen Zyklen, hohen Wiederholungsraten und eng definierten Toleranzen jederzeit eine Prozesssicherheit, hohe Qualität sowie eine kontinuierliche Überwachung und Kontrolle möglich.
Die Herausforderungen bei der kontaktlosen Befettung sind nicht zu unterschätzen. Die Art und Konsistenz des Fetts oder Öls spielen eine entscheidende Rolle. Nicht jedes Material eignet sich für alle Ventile, beispielsweise für die dünne Benetzung von Flächen mit dem Sprühventil. Je nach Düsengröße können beim High-Speed- und Schussventil Materialien mit unterschiedlicher Viskosität verarbeitet werden. In jedem Fall empfiehlt es sich, vor der Auswahl des Dosiersystems die wichtigsten Entscheidungskriterien zu betrachten. Ist dies geschehen, kann man in Bezug auf Geschwindigkeit, Genauigkeit und Materialkosteneinsparungen nur profitieren.